Eigentlich wollte ich die About You Awards die About You Awards sein lassen und ihnen nicht weitere (vielleicht sogar unverdiente) Aufmerksamkeit schenken. Abgesehen davon war ich auch gar nicht dabei und About You schickt noch nichtmal ein fettes Paket mit Klamotten für die kostenlose Werbung. 😉 Aber es ist Sonntag und was mir sowieso durch den Kopf schwebt teile ich, gerade sonntags, gerne mit euch.
About You Awards – Was ist das?
Die Chance, dass diese Awards an allen vorbei gegangen sind, die nichts mit dieser Branche zu tun haben, ist hoch. Deshalb einmal in Kürze: Die About You Awards wurden vergangene Woche von dem Online Shop About You und Pro 7 an Influencer der Kategorien Lifestyle, Fashion, Beauty, Upcoming, Fitness, YouTube, Music und „Idol of the Year“ vergeben. Interessant war, dass nicht nur die Nominierten Influencer waren, sondern auch das Publikum fast ausschließlich aus Influencer bestand. Übertragen wurde die Verleihung um 23 Uhr auf Pro 7.
About You Awards – Was war das Problem?
Was es nach der Show vor allem hagelte: Kritik. Das Konzept zu platt, die Nominierten zu vorhersehbar, das Auswahlverfahren zu einfach. Und die Show an sich ein ziemlich peinlicher Auftritt. Teilweise stimmt ich hier voll und ganz zu. Was ich ich mich nach dem ganzen Spektakel aber immer wieder frage ist vor allem: Was habt ihr denn erwartet? Natürlich pushed About You genau die Influencer, die bereits zu ihren Idols gehören. Mit denen bereits kooperiert wird und die, mal ganz abgesehen davon, für die Teilnahme an diesem Award bezahlt wurden. Natürlich pushed About You alles was von GNTM kommt. Denn About You gehört zu einem Teil Seven Ventures, dem Investment Arm der ProSieben Sat 1 Gruppe.
Ich will die About You Awards damit nicht in den Himmel loben. Eigentlich überhaupt nicht loben. Dennoch: Einen Teil der Kritik kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mit Farina Okopu hat für mich eine Influencerin gewonnen, die hübsch, klug und weit weg von Size Zero ist. Mit Riccardo Simonetti jemand, der mit 136k Followern tatsächlich deutlich weniger Audience hat, als seine Konkurrentinnen. Mit Erik jemand, der sich, wenn auch nur dank seines sehr jungen Gesichts und der auffälligen Haarfarbe, tatsächlich ein bisschen von dem oft kritisierten „Einheitsbrei“ abhebt. Mit Ischtar Isik eine junge Frau, von der ich persönlich noch nie etwas gehört habe, die aber im Vergleich mit ihren Konkurrenten Dagi Bee und Julien Bam doch deutlich reflektierter wirkt.
Natürlich könnte ich mir den ein oder anderen Influencer vorstellen, der den Preis in meinen Augen mehr verdient hätte. Aber die haben nichts mit About You zu tun. Im Endeffekt war diese Show das, was dem Influencer Marketings sein Bestehen sichert: Werbung. Und es mag sein, dass man die etwas weitsichtiger hätte gestalten können. Es mag sein, dass es der ein oder andere anerkannt hätte, wären Themen wie Nachhaltigkeit angesprochen worden. Und es mag sein, dass ich etwas zu abgeklärt bin.
Das Ganze erinnert mich ein bisschen an die ewige Instagram Diskussion. Immer wieder wird über Avocado Toast, lange blonde Locken, das Coachella Riesenrad und die eindeutig gestellten „Out of Bed“ Bilder hergezogen. Immer wieder über „diese Influencer“ gelacht. Und dann werden, auch von den Leuten, die am lautesten meckern, genau diese Bilder geliked. Und die Mädels (und Jungs) auf diesen Bildern sind diejenigen, die mit ihrem Business mittlerweile Millionen Menschen erreichen. Und Millionen Euros verdienen. Und was will About You wohl erreichen?
Einige fragten: „Wo waren die Plus Size Blogger? Die Interior Blogger? Die Food Blogger und die Reise Blogger? Die Mommy Blogger und die, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen? Die, die wirklich etwas bewegen wollen?“ Naja. Genau da, wo sie diese Themen im About You Kosmos befinden: Nicht vorhanden.
About You Awards – Was war mein Problem?
Das muss nicht jedem gefallen. Und natürlich kann man dagegen sprechen. Sollte man vielleicht sogar. Und das Influencer Gebashe, das quasi instant auf Twitter startete, hat der Award vermutlich auch verdient.
Denn während sich viele Blogger und Influencer für die Professionalisierung der Branche einsetzen, war das, was Pro 7 da über den Bildschirm flimmern ließ, hochgradig peinlich. Und das nicht nur auf der Seite der Influencer. Die wirkten vor der Kamera zwar merkwürdig unsouverän, hatten aber darüber hinaus vermutlich wenig Mitspracherecht. Getoppt wurden sie eindeutig von den Laudatoren, die ausnahmslos von den Moderationskarten ablasen, sich versprachen und den Eindruck erweckten, absolut keine Ahnung zu haben, wen sie da gerade ankündigten. Auch noch mit dabei: Der eigentlich sehr geübte Moderator Steven Gätjens, der es leider auch nicht schafften etwas zu retten, sondern durchweg eher peinlich berührt wirkte.
About You Awards – Die Influencer Branche
Trotz allem: An denen, die mit Influencern und Social Media ihr Geld verdienen ging der Award nicht vorbei und einige sahen schon, wie hier zum Beispiel Masha, die Influencer Branche in Gefahr. Ich gebe ihr im Grundsatz auch Recht. Aber diese Branche steckt immer noch in ihren Babyschuhen und besteht aus so viel mehr, als der Hand voll Influencern, die während des Awards in Erscheinung getreten sind. Und ihre Entwicklung wird von mehr Faktoren abhängig sein, als von der Award Verleihung eines Online Versandhauses.
Stellt sich nur noch die Frage, ob außerhalb dieser Influencer Bubble überhaupt irgendjemand zuhörte. „About What Award?“, fragte mich eine Freundin, als ich ihr davon erzählte. „Mal ehrlich: Eine Award Verleihung, die um 23 Uhr unter der Woche auf Pro 7 läuft und von der noch kein Mensch etwas gehört hat, kann nicht so wichtig sein.“ Recht hat sie!
Hallo du Liebe,
ich habe von diesem Award ja mal gar nichts mitbekommen aber musste eben in das Video zappen und naja, was für eine Inszenierung. Passt einfach zu Pro7 ? Ob man so einen gewonnen Award ernst nehmen darf? Ich glaube eher nicht. Aber wie heißt es so schön, Leben und Leben lassen. In diesem Sinne, einen schönen Wochenstart.
Liebe Grüße,
Graziella ?
Danke dir. Vermutlich hast du Recht. 🙂
Genau meine Meinung! Ich frage mich auch was die Leute erwartet haben. Bleibt eben unter dem Label „About You“. Natürlich ist eine Stephi Giesinger erfolgreich, weil sie von Pro 7 gepushed wird und das entsprechende Management dahinsteht. Es gibt so viele tolle Blogger und Influencer, die einen Award viel mehr verdient hätten. Eine Masha für Mode. Frances von Zukkermädchen für ihre tollen Bilder. Luise Morgen fürs Storytelling… Aber Mainstream und wirkliches Können ist eben nicht das gleiche. Einfach weitermachen und den Awards nicht zu viel Aufmerksamkeit geben ist sicher der richtige Weg.
Genau so ist es. Diese Mädels (bzw. Frauen mittlerweile) verfolge ich (mal mehr und mal weniger) auch seit einigen Jahren und deshalb habe ich irgendwann gesagt „Ich will das auch machen“. Wegen guter Fotos, Texte, Storytelling, Meinungen… Schade, dass das wenige so sehen.
Vor deinem Beitrag habe ich tatsächlich noch nichts von den About You Awards gehört, aber ich bin ja auch Foodblogger. 😉 Deinen Kommentar dazu fand ich auf jeden Fall äußerst lesenswert! LG Ina
Danke. Du hast auch nicht viel verpasst. 🙂 Dass du, obwohl du auch in der Blogger Welt unterwegs bist noch nichts davon gehört hast sagt schon einiges. Also nicht über dich, sondern über die Awards. 😉
Ich habe mich etwas geschämt um ehrlich zu sein und bin total deiner Meinung.
Einerseits fand ich es total cool, dass Influencer nun in so einem klassischen Medium wie TV angekommen sind, das ist ja dann auch einfach eine ganz neue Zielgruppe und man kann das Influencer Marketing der breiten Masse vorstellen. Es wäre mit Sicherheit eine gute Gelegenheit gewesen um Akzeptanz und Verständnis für die Branche zu schaffen. Aber irgendwie wurde das ganze verpennt und es ging nur um Optik und Likes. Also ich bin grundsätzlich offen für solche Awards, aber nicht in dieser Umsetzung. Sehr schade
Liebe Grüße Anni von https://hydrogenperoxid.net
Genau so sehe ich das auch. Aber irgendwie scheinen große Unternehmen auch oft nur Reichweite und Likes zu sehen. Bzw. Follower, denn der Blick auf die Reichweite ist ja auch nicht immer gegeben.
tatsächlich kenne ich die Awards zwar, aber irgendwie tangieren sie mich dann doch zu wenig … nämlich genau aus den von dir genannten Gründen!
irgendwie hat das ganze nur wie eine riesige gescriptete Zurschaustellung gewirkt 😉
liebste Grüße auch,
❤ Tina von liebewasist.com
Liebe was ist auf Instagram
Das stimmt!
Genau, einfach abhaken, weitermachen und auf das nächste amüsante Event warten! 🙂 Es kommt halt wie immer drauf an, wie man es aufzieht und wie man etwas präsentiert. Da wäre hier noch ein bisschen mehr drin gewesen.
Liebe Grüße,
Verena von whoismocca.com und thepawsometyroleans.com
Das stimmt. Influencer hin oder her, gerade von About You war das irgendwie ein peinlicher Auftritt und auch unter den gegebenen Umständen hätte man sicherlich mehr draus machen können!
Mir gehen all diese Awards vollkommen an meinem Allerwertesten vorbei. Sollen sie machen oder auch nicht. Wenn in Wien Awards verliehen werden gehe ich auch nicht hin (außer ich werde nominiert ohne dafür etwas zahlen zu müssen oder sonstigen Aufwand zu haben).
liebe Grüße,
Sonia
http://www.yellowgirl.at
Ich verstehe dich vollkommen, aber irgendwie finde ich das auch schwierig. Vermutlich würde ich sogar ähnlich handeln, aber irgendwie ist es dann auch wieder diese „Kein Award ist wichtig, es sei denn, ich bin ein Teil davon“ Einstellung. ?
Ich habe den Hype darum auf Instagram mitbekommen doch die Sendung habe ich mir nicht angesehen. Hier werden eh nur die Größten hochgehoben… das lässt mich eher kalt …
http://carrieslifestyle.com
Zum einen die Größten und zum anderen die, die mit About You kooperieren. Das stimmt schon.
Ach ja, die liebe Sache mit den Awards.. erst gestern habe ich einen Vlog von einer Influencerin oder Youtuberin gesehen, die dort eingeladen wurde. Sie selbst fand es ein zur schau stellen von irgendwelche Leuten die glauben etwas zu sein. Traurig eigentlich.
Und wenn man schon Awards macht, dann sollte man jede Kategorie berücksichtigen und vor allem finde ich ja immer noch, das Blogger eine wichtige Rolle inne haben.. und damit meine ich nicht jene, dass sie gut Produkte verkaufen.
Alles Liebe,
Julia
https://www.missfinnland.at
Ja, theoretisch sollte man das. Aber About You ging es dabei sicherlich um Eigenwerbung. Und mit Food oder Travel haben die eben nichts zu tun. Dass Influencer mittlerweile wichtiger sind als Blogger, die richtig guten Content liefern finde ich auch super schade. Und irgendwie kann ich es auch einfach nicht verstehen. Ich finde Blogs so toll und folge einigen Bloggern wirklich schon seit Jahren.
Influencer werden doch auch hauptsächlich von Influencern und deren Followern gekannt. Wenn ich in meinem Umfeld (Leute, die Instagram auch nutzen und darin unterwegs sind, aber eben nicht ihr Geld damit verdienen) Caro Daur & Konsorten anspreche, kennt die NIEMAND. Sprich Leute, die sich nicht damit beschäftigen, haben auch noch nie was von den Protagonisten gehört oder können sie einordnen. Das ist so dermaßen eine Bubble, die sich selbst beweihräuchert und als wichtig erachtet, dass es als Außenstehender eigentlich auch ziemlich witzig ist. Und traurig zugleich. Jedenfalls: Meiner Meinung nach dreht sich da alles im Kreis. Ich hab mir die Awards nicht angesehen und wäre es in meiner Instatimeline nicht regelmäßig erwähnt worden, wäre es wohl vollkommen an mir vorüber gegangen.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie das mit der Branche noch weitergeht und was da noch so kommen wird. Und: Wie der Award wohl nächstes Jahr aussehen wird und wer dann dort vor Ort sein wird.
Stimmt schon. Aber gerade weil es eine kleine Bubble für sich ist, finde es einfach krass, wie viel Geld ein Unternehmen wie About You (und die sind ja nur die Spitze des Eisbergs) in Influencer Marketing hineinpumpt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dieses Event marketingtechnisch wirklich ein Erfolg war.
Ich dachte lange Zeit auch immer wieder, dass Influencer Marketing irgendwann die Kurve bekommt und zumindest ein bisschen zurück zu Blogs und echtem, richtig guten Content geht. Denn davon gibt es ja immer noch einiges. Aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass es sich davon weiter und weiter entfernt.