I

I DON’T CARE!

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Mit der Meinung anderer Menschen ist das so eine Sache. Manchmal fordern wir sie ein, oft tut sie uns sogar gut. Immer wieder bekommen wir sie aber auch, ungefragt und ungeschönt, ins Gesicht gefeuert.

Manchmal konstruktiv. Manchmal unbeabsichtigt. Und manchmal völlig unangemessen. So vor ein paar Wochen, als ich via Instagram eine anonyme Nachricht bekam, die in ziemlich unfreundlichen Worten meine Englisch Kenntnisse kritisierte und mir nahelegte, „nicht so Englisch und international“ tun und meine Instastory nur noch auf deutsch zu machen. Abgesehen davon, dass mein Englisch nicht schlecht ist und anonyme, plumpe Kritik in den meisten Fällen äußerst fragwürdig, ist diese Aussage so wahnsinnig falsch, dass ich einem spontanen Impuls folgte und diese Nachricht veröffentlichte.

„Ehrlich gesagt berührt mich das wenig. Anonyme Hater Kommentare sind mir egal. Die Meinung anderer Menschen dazu interessiert mich da nicht“, antworte ich auf eine der vielen Nachrichten, die ich als Reaktion bekam. Sofort bekomme ich eine weitere Antwort: „Ich finde dich so mutig und selbstbewusst. Ich würde mich niemals trauen so viel öffentlich zu posten, obwohl ich manchmal auch Lust dazu hätte. „Hätte ich so eine Message bekommen, wäre ich total gehemmt überhaupt wieder Englisch zu sprechen“, sagt eine andere Leserin.

„Mutig?“, frage ich mich. Eigentlich komme ich mir nicht besonders mutig vor. Bilder machen, Texte schreiben, Gedanken teilen. Alles das gehört zu meinem Alltag. Meinen Blog und auch meine Social Media Profile erreichen mittlerweile so viele Menschen, dass ich mir keine Gedanken mehr darum mache, ob Einzelnen das nicht gefällt. Finde ich ein Bild schön, einen Gedanken mitteilenswert oder ein Outfit ansprechend, teile ich es. Die Frage „Was könnte Person X und Person Y darüber denken?“, die ich mir anfangs zugegebenermaßen immer wieder gestellt habe, kommt mir nur noch ganz selten in den Sinn.

Instagram – Irgendwo zwischen verlorener Privatsphäre und absoluter Anonymität

Nun ist es so, dass ich mich im Internet präsentiere. Ich bin kein Promi, keine Berühmtheit, mein Profil ist jedoch öffentlich. Jeder kann meine Fotos sehen. Weiß, wie ich meinen Tag verbringe. Kennt einen Teil meiner Gedanken- und Gefühlswelt. Und am Ende des Tages kann ich mit dieser Reichweite sogar Geld verdienen. Für mich ist es ein selbstgewählter Weg und ich war mir von Anfang an bewusst, dass ich, früher oder später, auf Kritik stoßen würde. Natürlich ist nicht konstruktive Kritik alles andere als okay. Natürlich sind Beleidigungen ein No Go. Aber wir leben nun einmal nicht in einer perfekten Welt und Menschen sind sowieso alles andere als perfekt.

Tatsache ist aber: Ich bin nicht die Einzige, die sich solche Dinge anhören muss. Und vermutlich habe ich, im Vergleich zu anderen, bisher tatsächlich überraschend wenig abbekommen. Ich habe schon Messages über „fette, hässliche Oberschenkel“ und miese Anschuldigungen an werdende Mütter, ihren Nachwuchs nur für „Instafame zu produzieren“ gelesen. Ich habe Mädels heulen sehen, weil sie über Instagram kritisiert und beleidigt wurden. Instagram könnte man jetzt argumentieren, das ist eben nicht die reale Welt. Aber ist die reale Welt wirklich so anders?

„Bevor ich etwas falsches sage, sage ich lieber gar nichts mehr“

Zu meiner Teenagerzeit gab es Instagram noch nicht. Facebook steckte noch in seinen Babyschuhen und Handys nutzte man zum telefonieren und SMS schreiben. Die Online Welt existierte nicht und trotzdem gab es anonyme Hasskommentare oder auch ganz öffentliches Mobbing. Weder in meiner Teenagerzeit noch mit Anfang zwanzig gehörte ich zu den Menschen, die ein besonders großes Selbstbewusstsein hatten. Ergo auch nicht zu den Menschen, an denen die Meinung anderer völlig abperlte.

Im Gegenteil. Es gab wenig, was mir so wichtig war, wie die Meinung anderer Menschen. Ich versuchte mich ständig anzupassen, dazuzugehören und bloß nicht aufzufallen. Bevor ich etwas Falsches sagte, sagte ich lieber gar nichts. Als ich mein Abiturzeugnis ausgehändigt bekam, schaffte ich es auf einen Notenschnitt von 2,5, der sich ausschließlich aus schriftlichen Noten zusammensetzte. Mündlich stand ich in allen Fächern irgendwo zwischen fünf und sechs. Ich hatte es, wie auch immer das möglich war, geschafft bis zum Abitur im Englischunterricht nicht einen vollständigen Satz zu sagen.

Kurz gesagt: Hätte ich so eine Nachricht vor einigen Jahren bekommen, hätte mich das aus der Bahn geworfen. Oder besser: So eine Nachricht hätte ich vor einigen Jahren nicht bekommen können, weil ich vorgesorgt hatte. Und verstummt war. War ich überdurchschnittlich sensibel? Auf jeden Fall! Denke ich jedoch an die Nachrichten, die ich auf Instagram erhalte und die vielen Menschen, deren Geschichten mit „Hätte ich mich mal getraut“ beginnen, merke ich: Damit bin ich nicht alleine.

Von falschen Menschen und falschen Glaubenssätzen

Waren damals alle Menschen in meinem Umfeld ignorante Arschlöcher, die permanent darauf aus waren Kritik an mir zu üben? Sicher nicht! Natürlich gibt es immer Ausnahmen und auch ich bin in meinem Leben auf Menschen gestoßen, die mir nicht gut getan haben. Meistens sind jedoch unsere eigenen Gedanken, die sich nach und nach zu einer Art Glaubenssätze festigen, das größere Problem. Dieses was wäre wenn, das sich irgendwo im Kopf ein kleines Horrorszenario ausmalt und uns daran hindert, einfach zu sagen „Scheiß drauf!“. Und es braucht Zeit, Energie und Mut um das zu ändern. Was hilft? Einfach machen! Erfolge haben. Auch mal auf die Nase fallen. Weitermachen. Nicht versuchen, die Menschen in deinem Umfeld zu ändern, sondern dich selber.

Just go for it!

Von „einfach mal gar nichts sagen“ und locker flockig sein Leben mit tausenden von Leuten teilen liegen Welten. Sicherlich sind das Extreme. Seit meinem Abi sind einige Jahre vergangen. Kurz danach packte ich meine Koffer und ging nach Australien. Musste Englisch sprechen. Fing an zu studieren. Musste Vorträge halten. Hatte verschiedene Studentenjobs. Musste auf Menschen zugehen. Arbeitete im Ausland. Musste Spanisch sprechen. Und mit jedem Mal lernte ich. Und letztendlich merkte ich: Ich muss nicht immer perfekt sein. Und ich lernte, dass man aus Fehlern lernt. Und vor allem, dass die Meinung der Anderen nicht so wichtig ist.

Denn egal, welchen Weg du gehst, wie oft du falsch oder richtig abbiegst, wie still oder wie laut du bist: Es wird immer Menschen geben, die dich ungerechtfertigt kritisieren. Manche unbewusst. Manche, weil sie einfach Frust ablassen wollen, weil sie neidisch sind oder weil sie dich wirklich nicht mögen. Aber warum auch immer: Es hat eigentlich nichts mit dir zu tun!

„Lieber trauen, Englisch zu reden und dann besser werden. Wie soll man denn sonst lernen und üben? Wegen solcher Idioten traut sich das keiner mehr und alle sind nur noch so perfekt.“ schrieb mir eine Bekannte über Instagram. Und genau so ist es!

Wenn du Lust hast dein Instagram Profil öffentlich zu stellen, tu es! Wenn du Bock hast einen Blog zu starten, dann schau dir ein WordPress Tutorial an, Kauf dir ein Handbuch und mach es einfach! Es ist völlig egal, wie gut dein Englisch, Deutsch, Spanisch oder Chinesisch ist. Sprich es. Es ist völlig egal, ob du an einer Aufgabe scheiterst. Steh auf und versuch es nochmal.


Gestern Abend, als ich anfing diesen Artikel zu schreiben saß ich am offenen Fenster und dache: „Wann ist das passiert? Wann habe ich gelernt, dass meine eigene Meinung mehr wert ist als das, was andere über mich denken?“ Und wenn ich das Smartphone zur Seite lege, den Laptop zuklappe, ganz für mich alleine und ganz ehrlich zu mir selbst bin, lasse ich das doch manchmal, nur für eine Minute an mich heran. Frage mich, was ehemalige Bekannte, Freunde, die sich in dieser Online Welt nicht auskennen und auch neue Bekanntschaften über Instagram denken. Denke über Kritik, Beleidigungen und Hater nach. Und dann denke ich: I don’t care!

Rock | Pullover | Ohrringe

CategoriesAllgemein
Jana Kalea

Jana ist Reise- und Lifestylebloggerin, Fotografin, Online Marketing Expertin und Generalistin. Hin und wieder ist sie in ihrer Wahlheimat Hamburg anzutreffen. Viel lieber ist die geborene Rheinländerin aber unterwegs. Am liebsten da, wo es warm ist. Natürlich immer mit Kamera und Macbook.

  1. sirit says:

    Hallo! Danke für diesen, wie ich finde, mutigen, authentischen und ehrlichen Beitrag! Ich finde , dass man zum Glück ja immer mehr dazu lernt und die Chance hat sich weiter zu entwickeln, so auch in Sachen „sich selbst lieben“ – „seine Frau stehen“ und „sich selbst bewusst sein“. Ich erlebe das bei Kindern, da werden die Grundsteine dafür gelegt. Zuhören, fragen, ernst nehmen, tolerant sein etc. dass kann man schon früh Menschen mit geben und zahlt sich nachher aus. Ich danke Dir! Toll geschrieben!

    1. Jana Kalea says:

      Da hast du absolut Recht! Gerade in der Kindheit ist es super wichtig, den Kleinen diese Dinge mit auf den Weg zu geben. Später ist es leider doppelt und dreifach schwer, sich aus solchen Denkmustern wieder zu befreien, da sie sich ja über Jahre gefestigt haben. ❤️

  2. Linni says:

    Hallo Jana,
    ich finde es toll, wie du damit umgegangen bist! Man sollte auf jeden Fall nicht immer alles so ernst nehmen. Diese Person ist wahrscheinlich eh nur neidisch oder hat ein anderes Problem und hat es an dir ausgelassen. Ich weiß, dass es dennoch nicht richtig ist, dass man sowas sich anhören muss, aber leider sind wir da eher der Ansprechpartner für solche Menschen, denn sie trauen sich nicht, das der richtigen Person an den Kopf zu werfen. Mach weiter so und lass dich nicht beirren! Du bist toll!

    Liebst Linni
    http://www.linnisleben.de

    1. Jana Kalea says:

      Danke 🙂 Ja, das stimmt. Gerade in den sozialen Medien muss man damit rechnen. Abgesehen davon gibt es aber auch im „real life“ genug Leute, die andere versuchen klein zu halten. Und deshalb finde ich es doppelt wichtig ein Zeichen zu setzen und dagegen anzugehen. 🙂

  3. Kathi says:

    Liebe Jana,
    das ist ein sehr schöner ehrlicher und absolut authentischer Beitrag! DANKE! Ich glaube seitdem wir Teenager waren hat sich nicht nur was die Onlinewelt angeht einiges verändert, wir sind auch einfach älter, reifer und erwachsener geworden. Ich finde mich in deinen Worten wieder, denn ich habe früher auch lieber nichts gesagt als anzuecken. Mittlerweile sehe ich das ganz anders und schere mich nicht darum was andere denken. Das Fell wird mit der Zeit dicker. Was jedoch nicht heißt, dass jeder seinen Senf abgeben darf, sofern es sich nicht um konstruktive Kritik handelt.
    Liebst Kathi
    http://www.meetthehappygirl.com

  4. meine liebe Jana,
    das ist so ein toller und offener Beitrag … ich hab sehr spät angefangen die ganzen Möglichkeiten online überhaupt zu nutzen. aber diese Welt verändrt sich auch einfach ständig!
    ich finde mich hier total wieder … wie oft habe ich das schon so erlebt. man muss sich in gewisser Weise taube Ohren zulegen, bzw. blind werden – ohne aber seine Feinfühligkeit zu verlieren und das ist wohl die große Herausforderung!

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com
    Liebe was ist auf Instagram

    1. Jana Kalea says:

      So wahre Worte! Die Balance zwischen „einem dicken Fell haben“ und „ignorant werden“ ist manchmal gar nicht so leicht zu finden. ❤️

  5. Marie says:

    Wunderschöner Text, in dem ich mich wiederfinden kann. Ich habe mich damals auch nicht getraut Englisch zu reden, weil mich mal irgendjemand ganz mies beleidigt hat. Erst nach ein paar Jahren fing ich dann wieder an, Englisch zu sprechen und bekam dann auch positives Feedback. Man darf sich echt nicht herunterziehen und beeinflussen lassen, aber das ist in manchen Situationen leichter gesagt als getan. Danke für diesen tollen Text.
    Alles Liebe Marie

    1. Jana Kalea says:

      Da hast du Recht. Ich finde es toll, dass du für dich „die Kurve gekriegt“ hast, was das Englisch sprechen angeht. ?

  6. Ein sehr schöner und vor allem notwendige Post. Kritik ist nichts schlechtes, Kritik bringt uns voran. Solang sie konstruktiv formuliert ist, sagt denke ich niemand „nein“ zu ihr. Aber gerade auf Instagram ist es wirklich schlimm, was sich manche herausnehmen. Und dabei vergessen, dass sie damit vielleicht gerade jemanden total verunsichern, der seinen Schatten übersprungen hat.

    1. Jana Kalea says:

      Genau so ist es. Und so ist es auf Instagram, aber leider auch im wirklichen Leben. Natürlich muss man konstruktive Kritik üben können und dürfen. Alles andere ist aber so unnötig. ?

  7. Sarah says:

    Liebe Jana,

    ein sehr gelungener und ehrlicher Beitrag. Vielen Dank dafür.
    Tatsächlich wurde ich noch nie kritisiert, zumindest nicht persönlich. Hinter meinem Rücken passiert das wahrscheinlich dauernd. Aber ich muss ganz klar auch einfach damit rechnen, wenn ich mich so öffentlich präsentiere. Es kann ja nicht jedem alles gefallen. Aber wie du schon sagst – es ist mir egal! Jeder hat seine Meinung, das akzeptiere ich… aber wenn ich hinter dem stehe, was ich mache, dann ist das wichtiger als jede Meinung anderer.

    Liebste Grüße,
    Sarah

    http://www.vintage-diary.com

  8. Luisa says:

    Super schön geschrieben. Ich bin eigentlich eher eine stille Leserin, aber dieser Text spricht mich einfach an. Ich bin hochsensibel und kann deine Gedanken total nachvollziehen. Auch ich war in der Schule immer still und hatte Angst vor Kritik. Es gehört viel Mut dazu so offen zu sprechen. Deine Texte sind wirklich eine Inspiration. Gerne mehr davon.

    ❤️
    Luisa

    1. Jana Kalea says:

      Liebe Luisa, vielen Dank für deinen offenen Kommentar. Es freut mich, dass ich mit meinen Texten Menschen erreiche und ich werde in nächster Zeit versuchen wieder regelmäßiger welche zu veröffentlichen.

      Liebe Grüße

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