All Inclusive Urlaub gehört zu den Dingen, die ich definitiv nicht auf meiner Bucketlist habe. Die Begründung hierfür liegt wohl irgendwo zwischen keinerlei AI Erfahrung aus Kindertagen, einer traumatisierenden Praktikumserfahrung in einem AI Hotel am Ballermann und dem unumstößlichen Bild, welches im fremden Land äußerst deplatzierte AI Urlauber mit Tennissocken in Adiletten zeigt. In Zeiten von Facebook und Instagram gilt spätestens seit der Generation Y diese Art des Reisens sowieso als höchst verachtungswürdig. Jeder twentysomething Hipster der etwas auf sich hält besitzt einen penibel gepflegten Instagram Account, welcher Schnappschüsse seiner letzten drei Reisen enthält. Mindestens eine davon in den asiatischen Raum, da man ja fremde Kulturen kennen lernen möchte. Man reist mit dem Rucksack, lebt so in den Tag und sieht die Menschen und tut die Dinge, die einem gerade so über den Weg laufen. Urlaub? Nein, man macht hier keinen Urlaub. Man reist. Reisen, das ist etwas ganz anderes als Urlaub machen. Slow Travel ist hier so ein Stichwort. Man nimmt sich Zeit für das Land, die Kultur und sich selbst. Und da das ganze ja kein Urlaub, sondern eine Reise ist, können schon einmal zwei oder drei Monate ins Land gehen, bevor wieder deutscher Boden betreten wird.
Ich habe diese Art des Reisens probiert. Weil ich neugierig bin, viel von der Welt sehen will möglichst günstig herumkommen wollte. Und, seien wir mal ehrlich, es kommt schon irgendwie cool, wenn man wochenlang unterwegs war, Freundschaft mit den Einheimischen geschlossen, einige Tage in einem buddhistischen Kloster verbracht und sich ganz alleine durch tropischer Wälder gekämpft hat. Natürlich sammelt man unendlich viele Erfahrungen und kommt mit vielen Geschichten zurück nach Hause. Und natürlich ist es toll viele Wochen oder Monate unterwegs zu sein. Aber oftmals fehlt dazu die Zeit und gerade wenn man, so wie ich, nicht vollständig auf Luxus verzichten will, auch das Geld.
Da ich begrenztes Budget und nur eine Woche Leerlauf hatte, Freunde von mir Ägypten gebucht hatten und aufgrund der politischen Lage Flug sowie Hotel super günstig waren, buchte ich kurzerhand das, was ich zuvor immer für langweilig hielt: Einen All Inclusive Urlaub. Poolurlaub mit Ursula und Dieter aus dem Ruhrpott. Ich hatte jedoch nicht vor faul am Pool zu liegen, sondern wollte meinen Tauchschein machen und auch alles andere ausprobieren, was der Ort und das Hotel zu bieten hatten. Also auf ins Club Hotel Paradisio, El Gouna, Ägypten.
Es hätte allerdings auch jedes andere Hotel in El Gouna sein können. Die Stadt ist nämlich künstlich angelegt und besteht hauptsächlich aus Hotels, die sich alle sehr ähneln. Um El Gouna herum ist ein riesiger Zaun gezogen, damit niemand rein oder raus kommt, der auf der anderen Seite besser aufgehoben ist. Drinnen AI Touristen, vor allem aus Deutschland und Russland und draußen potentielle Terroristen, Strandtuchverkäufer und alle Anderen. Glücklicher Weise war die „Stadt“ zu unserer Reisezeit nicht gut besucht, weshalb drinnen zumindest viel Platz war.
Direkt am Strand des Hotels befand sich die Tauchschule, was vor allem deshalb praktisch war, weil ich drei Tage lang, pünktlich um 7 Uhr morgens dort erwartet wurde. Auch wenn mich das Hotel nicht überzeugen konnte, kann ich die Tauchschule uneingeschränkt weiterempfehlen. Tauchen ist ein Erlebnis, das jeder, der die Möglichkeit dazu und keine Wasserphobie hat, unbedingt ausprobieren sollte. Obwohl ich „Kopf unter Wasser“ eigentlich gar nicht cool finde: Tauchen ist der Shit. 😉
Nachdem tauchen 3 Tage gut gefüllt hatte, blieb immer noch Zeit. Also auf zum nächsten Abenteuer. Zwischen El Gounas gefühlten zwanzig Hotels kam jemand auf die gute Idee einen Wakepark zu bauen. Dieser bezeichnet sich selbst als den größten Wakepark Europas. Wenn man bedenkt, dass in El Gouna so gut wie jeder deutsch spricht, ist das aber vielleicht auch gar nicht so verwunderlich. Und überhaupt. El Gouna könnte man beliebig auf jedes freie Stück Land am Meer, ganz egal in welchem Land oder auf welchem Kontinent bauen. Wie auch immer, der Staff vom Sliders Wake Park El Gouna schaffte es tatsächlich, mir innerhalb von einem Tag das Wakeboarden beizubringen. Ok, das sich-auf-dem-Brett-ziehen-lassen-ohne-runterfallen. Ein absolut cooler Sport, den ich, sobald die Temperaturen in Deutschland über die 20 Grad Marke steigen, weiter ausprobieren möchte.
Da, abgerechnet An- und Abreisetag immer noch ein Tag bis auf Wassergymnastik und Boccia mit neuen Rentnerfreunden aktivitätenfrei war, entschieden wir uns für eine Quadsafari durch die Wüste. Abgesehen davon, dass die Strecke natürlich abgesteckt, viel befahren und nicht ganz so einsam war wie gedacht, war das Wüstenpanorama bei Sonnenuntergang wirklich eindrucksvoll.
Und mein Fazit?: Hat man nur einige Wochen Zeit und möchte relativ günstig und stressfrei in die Sonne, kann All Inclusive eine Option sein. Für wenig Geld kann man allerdings auch nur nicht allzu viel erwarten. Gute All Inclusive Hotels, bei denen Räumlichkeiten, Service, Essen & Co. einen zufriedenstellend hohen Standard aufweisen befinden sich meiner Meinung nach im 5***** Segment und haben ihren Preis.
Wer jedoch auch einen Sporturlaub plant oder einfach günstig, planungs- und stressfrei einige Tage in der Sonne verbringen möchte, ist mit All Inclusive sicherlich gut bedient.