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Nicht besser oder schlechter, sondern individuell: Verhütung heute

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Bereits vor ein paar Wochen habe ich hier das Thema Verhütung angesprochen. Wer mir auch auf Instagram folgt weiß: Seitdem ist viel passiert. Ich habe sowohl mit euch als auch mit einer tollen Mädelsrunde, über das Thema diskutiert.

Und nicht nur mich, sondern vor allem auch euch hat das Thema brennend interessiert. Ich hoffe, dass ich mit diesem Blogbeitrag alle offenen Fragen beantworten kann. Wenn nicht: Lasst eure Meinung gerne in Form eines Kommentars da oder schreibt mir auf Instagram.

Verhütung: Warum beschäftigst du dich eigentlich überhaupt mit dem Thema?

Es ist immer wieder ein wenig wie Topfschlagen im Mienenfeld wenn man sich als Bloggerin oder Influencerin Themen widmet die, vorsichtig ausgedrückt, Diskussionspotential bieten. Hier ein hübsches #OOTD, dort eine tolle Urlaubsdestination und ein oder zwei süße Hundebilder sind einfacher zu konsumieren und bekommen in der Regel ausschließlich positives Feedback. Wieso also mit Themen herumärgern, zu denen es, hin oder her, auf jeden Fall Diskussionen geben wird?

Ganz einfach: Ich finde es wichtig. Für mich persönlich und auch für euch. Denn wenn man eine Stimme hat, warum sollte man sie nicht, zumindest hin und wieder, für wirklich wichtige Themen nutzen. Und das große Interesse, das auf meine ersten Beiträge zum Thema folgte, zeigt: Es ist tatsächlich wichtig über Verhütung zu sprechen. Ohne sich dabei an einer Variante festzubeißen.

Nach dem Think Tank: 7 Dinge, die ich über Verhütung gelernt habe

Und? Bin ich nun schlauer als vorher? Welche Ergebnisse aus der Umfrage haben besonders überrascht, was war euch besonders wichtig und was hat sich durch den Think Tank noch einmal herauskristallisiert? Ich habe meine wichtigsten Learnings, die hoffentlich auch eure offenen Fragen abdecken, zusammengefasst. Falls dennoch Fragen offen geblieben sind: Meldet euch und lasst uns in den Kommentaren oder auf Instagram weiter diskutieren!

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1. Der Pearl Index ist nicht fest und in Stein gemeißelt

Der Pearl Index ist eine Kennzahl für die Verhütungsmittelsicherheit. Er gibt an, wie hoch der Anteil der Frauen ist, die trotz Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger werden. Die Zahlen des Pearl Index können bei der Auswahl der passenden Verhütungsmethode helfen, sind allerdings nicht in Stein gemeißelt. Je nach Studie können sie variieren. Zudem wird zwischen absolut perfekter Anwendung (Methodensicherheit) und realitätsnaher Anwendung (Anwendungssicherheit) unterschieden.

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2. Kondome sind unsicherer als gedacht

Kondome sind, verhütungstechnisch, eine ziemlich unsichere Sache. Natürlich sind sie der einzige Schutz gegen Geschlechtskrankheiten und sind bei Tinder Dates & Co. absolut Pflicht.

ABER: Nach dem Pearl Index haben Kondome eine Anwendungssicherheit (laut Leitlinien) von 2-12 und liegen somit weit hinter vielen anderen Methoden. Wer eine Schwangerschaft vermeiden will ist also mit einer anderen Methode eventuell besser beraten.

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3. NFP ist nicht die optimale Lösung für jeden von uns

„NFP ist genau so sicher wie die Pille, hormonfrei und die einzig wahre Verhütung!“

Diese oder ähnliche Aussagen habe ich immer und immer wieder gehört und die Option „NFP als Alternative zur Pille“ ist wohl in aller Munde. Insbesondere unter meinem Bild auf Instagram wurde die Methode viel diskutiert. Nach unserer Talkrunde weitete sich die Diskussion auf andere Instagramprofile aus, wobei, gerade im NFP Bereich Dinge verbreitet wurden, die faktisch nicht ganz richtig sind.

Deshalb noch einmal ganz deutlich: Bestimmte NFP Methoden haben laut Pearl Index eine Methodensicherheit von 0,4-5 bei perfekter Anwendung. Das sagt aus, dass bei dieser Methode, bei 100% korrekter Anwendung, 4 bis 50 von 1000 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger werden. Aber wie gesagt: Auch der Pearl Index ist nicht das Maß aller Dinge und die Methodensicherheit entspricht, gerade bei dieser Verhütungsmethode, nicht unbedingt der Realität. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass man dann doch bitte selbst darauf achten soll, dass man alles richtig macht. Und sicherlich: Wer seinen Zyklus tagtäglich beobachtet, seinen Körper genauestens kennt und für das Thema Verhütung viel Zeit aufwenden will, wird mit dieser Variante sicherlich gut klarkommen. Aber mal ehrlich: Die Anzahl der Frauen, die den Luxus haben, sich im Alltag diese Zeit zu nehmen, das richtige Wissen anzueignen und dann auch noch korrekt umzusetzen, wird einfach nicht hoch sein.

Weiter noch: Es fängt schon damit an, dass der Zyklus sehr regelmäßig sein muss, denn die Methode basiert auf der Vorhersage des Eisprungs und der Ermittlung der etwa fünf fruchtbaren Tage VOR dem Eisprung. Und: Was ist, wenn meine Körpertemperatur von Natur aus schwankt? Was ist, wenn ich nach einer durchzechten Nacht oder einfach nur einer anstrengenden Arbeitswoche einfach keine Kraft habe, mich zu der immer gleichen Tageszeit morgens um meine Körpertemperatur und um meinen Zervixschleim zu kümmern? Und was ist mit den Frauen, die in Schichten arbeiten und einfach nicht regelmäßig schlafen können? Was ist, wenn ich gerade auf Reisen bin und zwischen den Zeitzonen durcheinanderkomme? Und was ist, wenn mein Körper schlicht und ergreifend einfach nicht immer so funktioniert, wie ich das gerne hätte? Das alles heißt nicht, dass es nicht Frauen gibt, für die diese Variante perfekt ist. Es heißt aber, dass sie nicht für alle passt. Für mich zum Beispiel ist sie es zur Zeit nicht.

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4. Für viele Frauen ist die Pille nach wie vor das Verhütungsmittel der Wahl

Gerade wenn man sich viel auf Instagram und anderen Social Media Plattformen herumtreibt, bekommt man schnell den Eindruck, dass kaum noch eine Frau zur Pille greift.

Sowohl im Rahmen der Umfrage als auch in Gesprächen mit verschiedensten Frauen und nach einem Blick auf die Statistik ist mir aufgefallen: Für viele ist die Pille immer noch das ideale Verhütungsmittel. Und es gibt genügend Frauen die sie, frei von Nebenwirkungen, einnehmen. Weil es, unter allen Optionen, für sie am besten passt. Und das ist vollkommen in Ordnung.

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5. Es gibt viel mehr Verhütungsmöglichkeiten als gedacht

Es gibt mehr Verhütungsmöglichkeiten als gedacht und sie werden auch tatsächlich genutzt. Bereits auf Instagram schrieben mir einige und berichteten von ihren Erfahrungen mit Verhütungsschirmchen, Kupferkette und Hormonpflaster. Während des Think Tanks lernte ich dann auch noch einige exotischere Varianten, wie zum Beispiel das Kondom für die Frau, kennen. Auch wenn sich für mich die Vorteile hier nicht ganz erschließen: Es wird gekauft und vermutlich auch genutzt. Und einmal mehr habe ich gemerkt: Nur weil etwas für mich nicht passt, heißt das nicht, dass es für niemanden richtig ist.

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6. Hormonspirale als Alternative zur Kupferspirale!

Sowohl ich als auch viele von euch auf Instagram waren interessiert an Kupfespirale, Kupferkette oder Kupferball. Vorteile dieser Methoden: Hormonfrei und sicher! Also eigentlich perfekt, oder? Jein!  Vor allem Gespräche mit Anwenderinnen dieser Methoden haben mir gezeigt: Kupferlösungen können wirklich schmerzhaft sein. Die andauernde, künstlich erzeugte Entzündung in der Gebärmutter kann den Körper belasten und Frauen, die vorher schon mit Schmerzen während ihrer Periode zu kämpfen hatten, berichten über eine deutliche Verstärkung.

Eine mögliche Alternative, über die während unseres Think Tanks diskutiert wurde: Die Hormonspirale, auch bekannt als „Verhütungsschirmchen“. Sie wirkt in der Gebärmutter, ist östrogenfrei und der natürlicher Zyklus bleibt erhalten. Sie besteht nicht aus Kupfer, sondern aus aus sterilem Kunststoff, was der Entzündungsgefahr vorbeugt. Bei der Hormonspirale handelt es sich, wie auch bei der Kupferspirale, um eine Langzeitverhütungsmethode. Mit einem Pearl Index von 0,2-0,4 ist sie sehr sicher. Das gilt auch für die Anwendung, denn anders als die Pille kann sie nicht vergessen oder falsch eingenommen werden. Zudem ist die Hormonkonzentration im Blut deutlich geringer, als bei anderen hormonellen Verhütungsmethoden. Bei einem geübten Gynäkologen ist auch das Einsetzen in der Regel schmerzarm.

7. Auch in einer Gruppe mit 20 Frauen mit unterschiedlichsten Ansätzen, Meinungen und Verhütungsmethoden kann man entspannt über das Thema diskutieren

NFP, die Pille, (Hormon-) Spirale und Kondome: In unserer Runde waren viele Verhütungsmethoden vertreten. Und dennoch waren sämtliche Gespräche freundlich, konstruktiv und vor allem auf Augenhöhe. Wir alle haben versucht zu informieren. Niemand versuchte zu missionieren. Und das wünsche ich mir auch für Anschlussdiskussionen. Es gibt kein allgemein gültiges richtig oder falsch in Verhütungsfragen. Stattdessen geht es darum, individuell die richtige Lösung für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Das kann für die eine NFP sein. Und für die nächste die Pille. Und beides ist vollkommen in Ordnung.

Nicht besser oder schlechter: Und was heißt das jetzt für meine Verhütung? 

Nach allem was ich vor allem von Dr. Lombardo, dem Gynäkologen in unserer Talkrunde, aber auch von den anderen Mädels gehört und während meiner Recherche zum Thema gelesen habe, heißt das für mich vor allem: Ich werde mir eine neue Gynäkologe/in suchen, die in der Lage und Willens ist, mich zu beraten und über Alternativen, wie die Hormonspirale nachdenkt.

Denn beratungsunwillige Frauenärzte/innnen sind, wie ich schon zu Anfang meiner Recherchen vermutet, wirklich ein großes Problem. Ein Gynäkologe darf für eine kassenärztliche Beratung 7,98€ im Quartal abrechnen. Das ist, verglichen mit sonstigen Leistungen, nicht unbedingt viel. Und obwohl ich lange Zeit privat versichert war und ich aufgrund von Wohnortwechseln fünf Frauenarztpraxen und fünf unterschiedliche Ärztinnen erlebt habe: Gut beraten gefühlt habe ich mich selten. Meine aktuelle Frauenärztin setzt keine Spiralen ein und hält den „Hype gegen die Pille“ wie sie sagt „für überzogen“. Sicherlich: In einer perfekten Welt würde die Masse der Gynäkologen anders arbeiten, besser beraten und einfühlsamer behandeln. Da wir das medizinische System für den Moment aber nicht revolutionieren können, sollten wir damit anfangen, unseren eigenen Informationsstand zu revolutionieren. Und dann selbstbestimmt wählen.

Wie seht ihr das? Und, falls ihr unser Projekt von Anfang an verfolgt habt: Welche Learning nehmt ihr aus den Diskussionen mit? Was war neu für euch? Konntet ihr überhaupt etwas für euch mitnehmen? Erzählt es mir in den Kommentaren. 

 

Dieser Beitrag wird unterstützt durch Jenapharm.

CategoriesAllgemein
Jana Kalea

Jana ist Reise- und Lifestylebloggerin, Fotografin, Online Marketing Expertin und Generalistin. Hin und wieder ist sie in ihrer Wahlheimat Hamburg anzutreffen. Viel lieber ist die geborene Rheinländerin aber unterwegs. Am liebsten da, wo es warm ist. Natürlich immer mit Kamera und Macbook.

  1. Ann Christin says:

    Information is the key! ich kann deinen beitrag so unterschreiben. das, was für die eine richtig ist, ist für die andere unter umständen komplett falsch. Ich persönlich nehme seit vielen jahren die pille und bin damit absolut zufrieden. eine gute freundin hat damit aber tatsächlich so ihre probleme und ist nun auf den nuva ring umgestiegen, womit sie viel glücklicher ist. Jede so, wie sie mag!

  2. Mo says:

    Total spannend. Ich habe schon deinen ersten Artikel gelesen und auf die Fortsetzung gewartet. Und ja, ich muss dir echt recht geben. Es gibt einige Verhütungsmethoden, von denen habe ich kaum etwas gewusst. Ich finde es super, dass du dich so intensiv mit dem Thema beschäftigt hast und aus deinen Learnings konnte ich auch für mich einiges mitnehmen.

    Liebe Grüße,
    Mo

    1. Jana Kalea says:

      Liebe Mo,

      vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Ich freue mich sehr, dass dir unser Projekt gefallen hat und du etwas für dich mitnehmen konntest. 🙂

  3. Katii says:

    Ah wie cool – ich hab das Event bei Sinah & Toni auf Instagram schon mitverfolgt und fand das Thema total spannend!
    Ich finde es so wichtig, dass über Verhütung viel mehr aufgeklärt wird – ich hab auch jahrelang die Pille genommen, weil „man eben die Pille nimmt“… Aber mir war gar nicht bewusst, wie sehr mich die eigentlich zum Negativen verändert hat!

    Alles Liebe, Katii

    1. Jana Kalea says:

      Ach wie lustig; ihr Österreicher seid irgendwie doch viel besser vernetzt als wir! 🙂
      Krass, dass die Pille so einen heftigen Einfluss auf dich hatte. Ich habe sie damals ja mehr zum „mal schauen was passiert“ abgesetzt und habe tatsächlich kaum eine Veränderung an mir gemerkt. Aber das zeigt ja auch wieder, wie individuell jede Frau ist.

      Dir auch alles Liebe <3

  4. Kathi says:

    Ich bin nach wie vor sehr glücklich ohne Pille, habe aber euren Workshop interessiert verfolgt. Würde auch gerne mal an so etwas teilnehmen.

    1. Jana Kalea says:

      Das freut mich sehr. Ich hoffe du konntest ein paar Learnings für dich mitnehmen. Gerade im Social Media Bereich wird ja wirklich aktuell super viel diskutiert- was toll ist! Ich weiß aber gar nicht, ob es auch regelmäßige offline Workshops (außerhalb des NFP Bereichs) gibt. Wäre mal eine Überlegung wert!

  5. Bea says:

    Ich habe auch schon einmal einen Beitrag über Verhütung geschrieben, denn das Thema kommt doch bei uns immer mal wieder auf. Es ist schon toll, dass es so viele Möglichkeiten gibt und man nur die Beste für sich finden kann. Ich habe das Hormonimplantat und bin sehr zufrieden.

    Lieben Gruß, Bea.

    1. Jana Kalea says:

      Spannend! Das Hormonimplantat fand ich früher (weil Implantat) ehrlich gesagt immer total unheimlich. Nach dem Think Talk habe ich aber auch darauf eine andere Sicht. Für mich wäre das glaube ich trotzdem nichts, aber es freut mich, dass du deine perfekte Methode gefunden hast.

  6. Sophia says:

    Ich finde es gut, dass du dieses (nennen wir es mal) ‚Tabuthema‘ ansprichst. Ich weiß, dass die Pille zur Zeit viel diskutiert wird und viele Frauen sie gerade absetzten, aber ich gehöre wohl zu den wenigen, die sie (nicht nur wegen der Verhütung) noch benutzen. Toller Beitrag! Danke dafür.
    Liebe Grüße Sophia

    1. Jana Kalea says:

      Vielen Dank. Ja, die Pille hat eben auch viele andere, durchaus positive Nebeneffekte. Das wird in der aktuellen Diskussion tatsächlich auch oft vergessen.

      Liebe Grüße

  7. Zuerst einmal TOP für die Formatierung und Darstellung des Beitrages. Wirkt sehr harmonisch und der Inhalt ist sehr informativ. Ich selbst beschäftige mich seit längerem mit der NFP Methode, aber irgendwie ist das für mich alles sehr undurchsichtig. Wie du bereits sagst, es passt eben nicht alles auf jeden. LG, Claudia

    1. Jana Kalea says:

      Vielen Dank für das Lob, das freut mich sehr. Mir ging es mit NFP lange ähnlich. Gerade in den sozialen Medien höre ich von vielen oft „NFP ist super easy und genau so sicher wie die Pille“, aber wie das wirklich sicher funktioniert wissen dann doch viele nicht.

      Aber ich sehe das auch so. Es muss eben passen.

  8. FiosWelt says:

    Mit dem Thema beschäftige ich mich auch schon ewig und eine gute Methode ohne Hormone, die aber trotzdem sicher ist konnte ich für mich noch nicht finden. Vor der Schwangerschaft habe ich den NuvaRing genommen, den fand ich ganz praktisch, er ist aber eben auch mit Hormonen …

    Liebe Grüße
    Fio

  9. Joachim Hussing says:

    Danke für die Informationen zur Verhütung. Meine Frau und ich besprechen unsere Optionen für Verhütungsmittel. Wir werden die Informationen in diesem Artikel berücksichtigen und uns mit einem Arzt treffen, um herauszufinden, was für uns in Bezug auf Empfängnisverhütung am besten ist.

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