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Corona Tagebuch: Und jetzt?

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Langsam fängt sich, zumindest für uns in Deutschland, die Welt wieder an zu drehen. Den März und den April habe ich, zusammen mit dem Rest der Welt, in einer Schockstarre verbracht. Wenn ich morgens aufstand, mir einen Kaffee machte, den Laptop startete und mich auf den Tag vorbereitete, fühlte sich das Leben noch normal an. Aber die E-Mails blieben aus. Die Straße draußen bleibt leer. Die Welt schien den Atem anzuhalten, abzuwarten. Niemand wusste so wirklich, worauf. Und auch wenn die Häuser, die Bäume und der Himmel noch genauso aussahen wie vorher fühlte es sich ein wenig so an, als würden wir nun in einem Endzeitszenario leben. Wie im Film. Nur leider ist dieses Virus, ist diese Krise, real.

Januar 2020: Corona Time in Südostasien

„Corona Virus“ hörte ich zum ersten Mal ausgerechnet rund um Chinese New Year in Yangon, Myanmar. Die Straßen sind voller Menschen. Viele Chinesen darunter. Die Millionenmetropole Wuhan (von der höre ich übrigens auch zum ersten Mal), ist abgeriegelt worden. Diverse internationale TV Sender zeigen erschreckende Bilder von Menschen in Schutzanzügen, die Haustüren verrammeln. Menschen, die in Panik versuchen, zu Angehörigen zu kommen. Erschreckend, aber nicht das erste Mal, dass man solche Bilder aus China zu sehen bekam. Ich hakte dieses neuartige Virus unter „weit weg“ ab und wir machten uns auf den Weg, raus aus der Hauptstadt und Richtung Norden.

Nach etwa drei Wochen kommen wir zurück nach Yangon. Die Chinesen, die vorher in Massen in der Stadt anzutreffen waren, sind verschwunden. Vor den großen Hotels und Malls wird der Einlass streng kontrolliert. Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel ausgegeben. Fieber gemessen. Ein Flieger aus Wuhan landet in Yangon, was für Unmut im Land sorgte. Die Regierung reagiert prompt und es soll für lange Zeit der letzte aus diesem Teil von China sein.

Und dennoch (oder vielleicht auch gerade aufgrund der umfangreichen Vorsichtsmaßnahmen) fühlten wir uns sicher. Nach ein paar Tagen veralssen wir Myanmar Richtung Thailand. Hauptsächlich für das gute Gefühl tragen wir am Flughafen von Yangon Masken. Wir sind nicht die einzigen – in Südostasien aber auch außerhalb von drohenden Pandemien keine Überraschung.

Februar 2020: Die Ruhe vor dem Sturm (Krabi und Dubai)

Die nächsten Wochen verbringen wir in der Provinz Krabi, wo wir mal wirklich Urlaub machen, das Leben genießen, die Gegend mit unseren Rollern erkunden, im Meer schwimmen und keinen Gedanken mehr an irgendwelche neuartigen Viren verschwenden. Unsere Masken ziehen wir erst wieder auf, als wir am Flughafen von Bangkok ankommen. Hier tragen mittlerweile fast alle den neuen Gesichtsschmuck.  An jeder Ecke findet sich ein Spender mit Desinfektionsmittel. „Bitte Nutzen“ steht darüber. Sämtliche Flüge nach China entfallen. Das können wir genau beobachten, weil wir etwa sechs Stunden Aufenthalt am Flughafen haben. Währenddessen werden wir öfter als sonst gefragt, wohin wir wollen und woher wir kommen. Auch merken wir, dass vermehrt Putzpersonal um uns herumwirbelt. Das alles fühlt sich irgendwie komisch an. Weiter gehts via Abu Dhabi nach Dubai. Hier ist alles normal. Die Wüstenmetropole blüht im Winter auf.

März 2020: Deutschland & alles ändert sich

Ein paar Tage später landen wir in Deutschland und ich bin doch ein wenig überrascht. Keine Masken am Flughafen. Kein Desinfektionsmittel. Keine Sicherheitsmaßnahmen. Flüge aus China landen hier noch. Wohl doch alles nicht so schlimm. Wir besuchen eine Hochzeit. Karneval in Köln. Und dann der Wunsch, den „Alltag“ wieder aufzunehmen. Ich muss Geld verdienen. Die ITB, die Internationale Tourismusmesse Berlin, steht an. Ein super wichtiger Termin für mich, da ich Ende letzten Jahres beschlossen habe, sowohl meinen Blog, als auch meine Freelance Aktivitäten schwerpunktmäßig auf die Tourismusbranche zu konzentrieren. Tourismusmanagement habe ich studiert. Reisen ist meine Leidenschaft. Ich bin mutig! Wird schon klappen.

Dann die Hiobsbotschaft: Die ITB 2020 wird ausfallen. Zum ersten Mal in über 50 Jahren. Zu groß die Gefahr, dieses Virus in die Welt zu tragen. Nicht gut für mich, aber sinnvoll bei einer Veranstaltung, bei der quasi jedes Land der Welt vertreten sein wird. Und dann überschlagen sich die Ereignisse innerhalb einer Woche und Deutschland landet, zusammen mit vielen anderen Ländern auf der ganzen Welt, von 0 auf 100 im Lockdown.

Coronatime: Alles weg

Eine der ersten Branchen, die aufgrund von Corona komplett zusammenbricht, ist die Tourismusbranche. Aufträge entfallen, Projekte werden gecancelt, Pläne fallen ins Wasser. Dann folgt die Lifestyle- und Werbebranche. Fast alle meine Einkommensquellen versiegen. Insgesamt rechne ich bereits zu diesem Zeitpunkt mit Einbußen im fünfstelligen Bereich. Zu sagen, dass ich jetzt nervös werde, ist untertrieben. Ich habe Existenzängste. Ich werde, um ehrlich zu sein, vor allem wütend. Finde, dass Deutschland und Europa dieses Virus viel zu lange nicht ernst genommen haben. Ziehe immer wieder die Parallele zu Asien. Bin sauer auf die ganze Welt und stehe vor meinem persönlichen wirtschaftlichen Scherbenhaufen. „Aber du hast ja sicherlich Rücklagen“, höre ich von Freunden und Bekannten, die sich zumeist in Festanstellungen befinden. Ich frage mich wie viele Rücklagen der Durchschnittsselbstständige nach nicht mal einem Jahr Vollzeitselbstständigkeit so hat. Klar, ich hätte mir in den letzten Monaten keine Reisen gönnen müssen. Finde aber auch, dass ich mir sonst nicht so wahnsinnig viel gönne und schiebe den Gedanken weg. Trotzdem weiß ich: Viele Monate halte ich so nicht durch!

Miete, Versicherungen und andere laufende Kosten stoppen ja nicht einfach. Und essen muss ich auch irgendwie. Von meinen Träumen für 2020 ganz zu schweigen. Meine Jahresziele, das wird mir recht schnell klar, erreiche ich definitiv nicht. Während das alles passiert ist, ist mir nicht ganz klar, wie hart mich diese Krise eigentlich getroffen hat. Das mein Einkommen jetzt wirklich bei null ist. Erst nach der Stockstarre wird mir klar: Es ist schon ok, wenn ich hin und wieder ein wenig heule. Ich bin ungerne der Loser, versuche mich da herauszuwinden, aber hier muss ich mir eingestehen: Die Situation ist beschissen.

Alles neu macht der Mai: Es muss weitergehen

Der Mai hat begonnen und ich habe mein Profil in sämtlichen Freelancer Datenbanken auf den neusten Stand gebracht. Ich versuche täglich neue Kunden zu gewinnen. Kleinere Projekte werden wieder umgesetzt und ich akzeptiere, dass ich mich vorerst wieder aus der Tourismusbranche lösen muss. Wer weiß wofür es gut ist – an neuen Aufgaben, Themen und Herausforderungen kann man ja nur wachsen und eigentlich bin ich auch gerne breit aufgestellt. Ich habe sowohl die Corona Hilfe für Solo Selbstständige beantragt um mein kleines Business „aus dem Dreck zu ziehen“, als auch versucht, Arbeitslosengeld für meine privaten Fixkosten zu beantragen. Bei beidem weiß ich immer noch nicht sicher, ob und in wie weit mir geholfen wird, was mich unendlich frustriert. Für die Überbrückungszeit muss, sollte es so weitergehen, eventuell doch ein KfW Kredit herhalten. Fest steht: Ich verspüre immer noch Druck und dieser wächst von Tag zu Tag.

Aber auch: Ich habe auch wieder Zuversicht und es geht langsam wieder bergauf. Ich habe gemerkt, dass das Leben weitergeht. Und wieder einmal mehr, dass ich auch mit wenig Geld und Materiellem auskommen kann, wenn es denn sein muss. Ich bin dankbar, dass ich trotz allem relativ normal weiterleben kann – wenn auch ohne große Sprünge zu machen. Während ich im März Stunden damit verbracht habe, sämtliche Infos aus Corona-Quellen aufzusaugen, höre ich schlagartig damit auf. Mein Instagram Account ist weitgehend unpolitisch und frei von Newsfeeds. Twitter und Facebook ignoriere ich für eine Weile. Ich kann die Situation sowieso nicht ändern und da ich momentan eigentlich nirgendwo hin will, muss ich auch nicht auf dem tagesaktuellen Stand sein. Mir geht es eigentlich schon fast wieder gut. Wenn ich doch mal einen Blick in die sozialen Medien wage, lese ich nicht nur schlechtes, sondern auch die ein oder andere gute Nachricht, die diese Krise mit sich bringt.

Das Ende der Corona Krise: Neue Chancen

Um zu sagen, dass wir die Corona Krise überstanden haben, ist es viel zu früh. Wir wissen auch aus heutiger Sicht nicht wirklich, wie das Jahr 2020 weitergehen wird. Und wirklich alles zu den Hintergründen der Pandemie werden wir wohl erst wissen, wenn sie vorbei ist. Manches vielleicht auch nie. Und trotzdem dreht die Welt langsam wieder an. Die Gesellschaft hat aus den letzten Monaten gelernt und weiß  nun, mit der Situation umzugehen. Viele haben ihre Jobs verloren, viele mussten wirtschaftliche Rückschläge einstecken. Aber irgendwie geht es, zumindest wenn man in einem Land wie Deutschland lebt, immer weiter und mittlerweile öffnet sich zumindest der Arbeitsmarkt wieder. Wenn auch noch nicht in allen Bereichen.

Während die einen sagen, dass sich in Zukunft alles ändern wird, sagen die anderen, dass nach der Krise alles zum Status quo ante zurückkehren wird. Ich versuche optimistisch zu bleiben, und meine Chancen zu nutzen. Größere Sprünge mache ich dann einfach in der zweiten Jahreshälfte. Oder 2021.

CategoriesAllgemein
Jana Kalea

Jana ist Reise- und Lifestylebloggerin, Fotografin, Online Marketing Expertin und Generalistin. Hin und wieder ist sie in ihrer Wahlheimat Hamburg anzutreffen. Viel lieber ist die geborene Rheinländerin aber unterwegs. Am liebsten da, wo es warm ist. Natürlich immer mit Kamera und Macbook.

  1. Cathy says:

    Hi Perle ?
    Schon verrückt wie sich all das so entwickelt hat. Echt fühlt es sich nicht an und ich bin auch nicht frei von Zweifeln, was die Zukunft angeht. Aber gerade in so einer Zeit…die noch keiner von uns so erlebt hat – fühlt sich das leichte Grundrauschen und die sanfte Entschleunigung eigentlich ganz gut an.

    Ich bin jetzt schon fast zu 100% überzeugt, wenn man jetzt an dem festhält was einem wichtig ist und ausbaut was man sowieso erreichen wollte – ist alles machbar…??✨

    Super das du so positiv in die Zukunft schaust – das Beste was man machen kann.

    Liebe Grüße
    Cathy

    1. Jana Kalea says:

      Du Liebe! ? Ja, ich sehe mittlerweile auch die positiven Seiten. Wir werden nicht verhungern und auch nicht unter der Brücke enden – also könnte alles schlimmer sein. ? Ich glaube gerade Menschen, die flexibel sind, haben nun gute Chancen – auch weil ich mir vorstellen kann, dass viele nach der Krise sich erstmal Richtung Freelancer anstatt Richtung Festanstellungen bewegen, was uns ja sehr zu Gute kommt.

      Ich drücke uns beiden die Daumen, dass wir in den nächsten Monaten nur profitieren!

  2. Karen says:

    Sehr interessant, wie Du Corona in Asien schon lange bevor es hier in Deutschland los ging wahrgenommen hast. Genauso wichtig und vor allem mutig sind die Worte, die Du für die letzten Wochen findest. Ich selber bin in einer Festanstellung, was nicht immer schön ist. In diesem Jahr ist es aber ein Luxus. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du heil und vielleicht sogar gestärkt aus dieser Krise gehst.

    Alles Liebe Dir!

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